Ren Wanding
Ren Wanding
Der Regimekritiker und Menschenrechtsaktivist Ren Wanding kam im September 1944 in der Provinz Jiangxi zur Welt. 1964 begann er ein Studium an der Hochschule für Bauwesen in Peking. 1969, während der "Kulturrevolution", wurde Ren als "Vaterlandsverräter" und "Revolutionsgegner" festgenommen und öffentlich gedemütigt.
Im November 1978 schloss sich Ren in Peking der Demokratiebewegung an. Zu Jahresbeginn 1979 gründete er die "Chinesische Allianz für Menschenrechte" und die unabhängige Zeitschrift "Menschenrechte in China". Zusammen mit sechs weiteren Aktivisten proklamierte er am 5. Januar 1979 an der Pekinger "Mauer der Demokratie" ein "Chinesisches Manifest für Menschenrechte", das in 17 Punkten Forderungen nach grundlegenden Bürgerrechten auflistete.
Als die Aktivistin Fu Yuehua, ein Mitglied der Menschenrechts-Allianz, am 9. Januar nach einer Kundgebung festgenommen wurde, war dies der Beginn einer Welle der Repression. Am 29. März wurde (zusammen mit Wei Jingsheng) ein weiteres Mitglied der Allianz verhaftet, und sechs Tage später auch Ren Wanding, weil er sich in einer Wandzeitung für eine Freilassung der Festgenommenen eingesetzt hatte. Ren wurde für vier Jahre zur "Umerziehung durch Arbeit" (administrativ verordnete Haft) geschickt.
Nach seiner Freilassung 1983 erhielt Ren zunächst eine Arbeit als Buchhalter, und dann eine Stelle in einem Wirtschafts-Forschungsinstitut. Während sich die Auseinandersetzungen zwischen Reformern und Konservativen in der KP ab 1987 wieder verschärften, schrieb Ren Wanding regierungskritische Kommentare für Publikationen im Ausland, und im April 1989 engagierte er sich in der neuen Studentenbewegung, die durch den Tod des reformorientierten ehemaligen KP-Generalsekretärs Hu Yaobang ausgelöst worden war.
Eine Rede Rens auf dem Tiananmen-Platz wurde von Medien in Hongkong und Taiwan aufgegriffen, was wenige Tage nach der blutigen Niederschlagung der Tiananmen-Bewegung am 4. Juni zur Verhaftung Ren Wandings und einer Anklage wegen "konterrevolutionärer Agitation" führte. Mit Hinweis auf die "Schwere des Verbrechens" und "mangelnder Reue" verurteilte ihn das Gericht in Januar 1991 zu sieben Jahren Haft.
1994 wurde Ren der Robert-F.-Kennedy-Menschenrechtspreis verliehen, erst im Juni 1996 kam er - nach vollständiger Verbüßung der Strafe - wieder frei. Ren Wanding blieb weiter politisch aktiv: 1998 wirkte er an der Gründung der "Demokratischen Partei Chinas" mit, 2007 verfasste die "Menschenrechts-Erklärung '07" und gründete eine "Webseite zur Beobachtung der Menschenrechte in China". Im September 2007 verließ er China, hielt zahlreiche Vorträge in Hongkong, Europa und den USA zur Unterstützung der Menschenrechts-Bewegung in China. Nach einem Lehrauftrag am renommierten "Institut für politische Studien" ("Sciences Po") in Paris, wurde die Stadt auch zu seinem neuen Lebensmittelpunkt.
Interview mit Ren Wanding (am 25. April 2014 in einer Wohnung in Paris)
Hier finden Sie den chinesischen Text des Interviews (Übersetzung folgt)