Die "Mauer der Demokratie" in Wuhan (Provinz Hubei)
Diese (anonymen) Bilder wurden von der Hongkonger Zeitschrift "Guanchajia" (The Observer) in der Ausgabe 4/1979 (S.10-13) veröffentlicht. Die im Januar 1979 gegründete "Studiengesellschaft 5. April" war die wichtigste Bürgerrechtsgruppe in der zentralchinesischen Stadt Wuhan.
In einem "Offenen Brief" übt ein (anonymer) "Y.S." Kritik an den Demokratie-Aktivisten: Sie hätten einen "großen Mund" und konnten nach Maos Tod "kaum warten ihn zu kritisieren". Doch Mao dürfe man nicht "anschwärzen", er sei ein ganz Großer, der Lob verdient! Junge Leute sollten nicht zu viel über Politik reden, sondern "was Ordentliches lernen". Die "Kulturrevolution" habe gelehrt, dass Politik nur "Blut und Tränen" bringt, über Demokratie zu reden, dafür sei auch später noch Zeit...
Die "Studiengesellschaft 5. April" fordert hingegen eine "Befreiung des Denkens" und "Aufklärung" - letztlich um auch "die Produktivkräfte zu befreien". Dazu brauche es auch eine "sozialistische Demokratiebewegung". Gefragt, wie man Mao bewerte, antwortet der Sprecher der Studiengesellschaft mit der bekannten Floskel "70 Prozent gut, 30 Prozent schlecht", das Negative habe schon mit der Unterdrückung demokratischer Regungen 1957 in der Anti-Rechts-Kampagne begonnen. Auch die "Kulturrevolution" habe keinesfalls Demokratie geschaffen, sondern Diktatur. Ziel der "Studiengesellschaft sei es eben, gegen das immer noch vorhandene "feudale Gedankengut" anzukämpfen.